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Treppen
Unfälle.

Treppe sicher machen, Unfälle vermeiden.

Treppen-Unfälle gehören im privaten Bereich zu den häufigsten Risikofaktoren, manchmal sogar mit Todesfolge. Auch im beruflichen Umfeld sind Unfälle auf Treppen häufig und daher befassen sich die für die Arbeitssicherheit zuständigen Institutionen sowohl mit der Vorbeugung von Treppenstürzen, als auch mit der Erkundung der Unfallursachen.

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Über 600.000 Treppenunfälle jährlich.

Die Unfallforschung untersucht laufend die Unfall- und Todeszahlen auf Treppen und die Verteilung auf Altersgruppen. Die Zahlen sind bestürzend: In Deutschland verunglücken jährlich rund 561.000 Personen privat und 46.000 beruflich auf Treppen, so dass sie ärztlich behandelt werden müssen. 1140 Menschen verunglücken sogar mit Todesfolge. In den Nachbarstaaten sind die Zahlen ähnlich hoch. Das bedeutet: Auf die durchschnittliche Lebenserwartung und die Anzahl der Treppennutzer hochgerechnet, stürzt jeder mit einer Wahrscheinlichkeit von über 76 % in seinem Leben auf einer Treppe – davon ist jeder 700ste Sturz tödlich. Mit 80 % Wahrscheinlichkeit passiert das ab dem 60sten Lebensjahr. Es sind jedoch weniger die Treppen, die die Unfälle verursachen, sondern eher der Mensch selbst bzw. das Treppenumfeld. Die Treppe sicher machen, ist also ein wichtiges Anliegen.

 

Verantwortung übernehmen.

Dennoch lohnt ein Blick auf die Erkenntnisse der Unfallursachenforschung, um bei der Planung oder bei einer Treppenrenovierung eine gute Entscheidung für eine möglichst sichere Treppenanlage zu treffen. Das gilt nicht nur aus Gründen der persönlichen und familiären Sicherheit, sondern auch, um Besucher vor Unfällen zu bewahren. Die Verantwortung eines Bauherrn, auch für andere, reicht bei einem nicht gesetzeskonformen Bauteil sehr weit. So ergeben sich Folgen, die nicht nur für Verunfallte existenziell einschneidend sein können. Nach der Unfallhäufigkeit gereiht, können folgende Faktoren als Ursache für Treppenunfälle bewertet werden:

  • große Eile oder unnötige Hast
  • Nichtgebrauch des Handlaufes
  • nachlassende Beweglichkeit, Koordination oder Sehvermögen im Alter
  • ungeeignetes Schuhwerk oder Socken
  • jugendliche Waghalsigkeit
  • zu steile, unbequeme oder nicht nach den geltenden Maßregeln errichtete Treppen
  • zu wenig Licht oder Beleuchtung auf der Treppe, Stufenkanten schlecht sichtbar
  • beim Abwärtsgehen das Treppenende zu wenig erkennbar, gleiche Fußbodenfarbe
  • Schalter für Treppenbeleuchtung schlecht erreichbar bzw. keine Bewegungsschalter
  • Treppenlauf durch abgestellte Gegenstände eingeengt

 

Es tut sich was.

Nun hat sich bei den Gesetzen und Normen in den vergangenen Jahrzehnten viel getan, um das Bauen noch sicherer zu machen. Aber auf Treppen geht man eben auch abwärts und dabei passieren die meisten Unfälle. Der hauptsächlichste Unfallfaktor ist immer noch der Mensch selber. Man kennt jedoch inzwischen viele Maßnahmen, die den Gebrauch einer Treppe sicher machen. Und die kosten in der Summe garantiert weniger als ein Unfall meist verursacht.

Kommentar „Treppenunfälle sind vermeidbar.“

Treppenunfälle werden erst dann öffentlich, wenn ein spektakulärer Unfall passiert. In den Medien etwa vor kurzem, nachdem ein Schüler beim beliebten Rutsch auf dem Treppengeländer tödlich abstürzte, oder ein Kleinkind die ungesicherte Treppe hoch krabbelte und schwerste Verletzungen erlitt. Im Internet findet man neuerdings die Videos cooler Jugendlicher auf ihren Skateboards bei aufsehenerregenden Treppenstürzen. Die Folge dieser Öffentlichkeit sind erstens Diskussionen, wer schuld war, und zweitens natürlich, was man tun müsse, um derartiges in Zukunft zu verhindern. Nun, jeder Tote oder Schwerverletzte ist einer zu viel. Jedoch sind derartige Unfälle glücklicherweise äußerst selten, und die Behörden und Sicherheitsinstitutionen reagieren natürlich mit Überlegungen zur Vermeidung dieser Vorfälle.

Der wahre Umfang ständiger Tragödien gerät jedoch leider kaum in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, wobei die Zahlen wahrlich nur als dramatisch bezeichnet werden dürften: Nämlich jeden Tag drei Tote auf Deutschlands Treppen. Oder jedes Jahr etwa 1130 tödlich verlaufende Unfälle, Tendenz steigend. Oder 607.000 Treppenstürze, die im Krankenhaus behandelt werden, und im Extremfall lebenslange Beschwerden oder Behinderungen zur Folge haben. Oder etwa 1000 neue Unfallverrentete nach Stürzen auf Treppen während ihrer Arbeit. Im Beruf, vor allem aber im Haushalt und in der Freizeit auf einer Treppe zu verunglücken, ist in Wirklichkeit also ein Hochrisiko, für welches kaum ein Bewusstsein existiert, leider aber ebenso wenig für die verhältnismäßig einfachen Maßnahmen, dieses zu vermindern oder zu vermeiden. Obwohl die mit den Vorfällen befassten Einrichtungen ihre Erkenntnisse über Treppenunfälle durchaus publizieren, geraten diese kaum je in die Presse, etwas mehr wohl in die baubehördlichen Vorschriften, aber scheinbar zu wenig zum Architekten oder zum Bauherrn. Alles was zu tun wäre, kann man auch nicht per Gesetz dekretieren. Man braucht sich nur die Treppenfotos in den Leitmedien der Wohnkultur anzusehen, um zu wissen, was Sache ist: Elegante Treppen ohne Geländer, leuchtende Stufen aus Glas, steile Aufstiege zu prächtigen Galerien, das Ausrutschen ist garantiert. Zwar bemühen sich viele Hersteller schon aus eigenem Interesse um sowohl sichere als auch attraktive und natürlich auch kostengünstige Treppen. Die baulichen Verhältnisse oder die Kundenwünsche führen jedoch nicht immer zu einem Entschluss für die Sicherheit.

 

 

Sprich: Eine besonders platzsparende und billige Treppe, gerade noch im Rahmen des Baugesetzes, ist leider noch zu oft die anzutreffende Konstruktion, seltener im anderen Extremfall eine spektakuläre Designtreppe mit Verzicht auf eine stabile Umwehrung. Der Bauherr entscheidet sich also sehr häufig aus Sparsamkeit, gelegentlich auch aus gestalterischem Wunsch. Wahrscheinlich aber in Unkenntnis oder Verdrängung möglicher Folgen, diese sind auch nicht sofort erkennbar. Und wenn schon – die Kosten aus einem Treppensturz sind vorerst ein Fall für die soziale Gemeinschaft, und erst in zweiter Linie eine persönliche Unannehmlichkeit... Es könnte wohl auch hier so sein wie überall: Nutzen wird privatisiert, Schaden wird sozialisiert.

Wahrscheinlich muss man es sehr deutlich sagen: Weiß jeder, dass er mit einer unsicheren Treppe sein persönliches Risiko, darauf zu stürzen, dramatisch steigert? Weiß er, dass er im Laufe seiner (statistischen) Lebensspanne quasi die (statistische) Erwartung haben muss, auf der Treppe mit einer Risikowahrscheinlichkeit von rund 76 % (= 1: 1,3) abzustürzen, mit Krankenhausfolge? Ein Trost wäre, das Todesfallrisiko liegt „nur“ bei 1:700, ein Trost ferner, dass die Mehrzahl der Unfälle erst ab dem 60. Lebensjahr passieren, etwa zu 85 %. Natürlich könnte man sarkastisch meinen, dass dadurch vielleicht die Pensionskassen entlastet werden. Menschlich betrachtet, bleibt viel Leid da außen vor. Und sachlich gesehen, die ungeheuren Unfall- und Krankenstandkosten aus den Treppenstürzen für uns alle, für das Sozialsystem, aber ebenso ständige Probleme und Kosten für viele der Betroffenen. Ohne das im Detail ganz genau nachzurechnen: Man darf annehmen, dass der Aufwand für eine besonders bequem zu begehende und in allen Details weitgehend sichere Treppenanlage viel geringer ist als die Kosten für jeden Einzelnen aus einem sehr leicht möglichen Sturz auf einer risikoreichen Treppe. Für die er sich – vielleicht nicht bewusst – aus welchen Motiven auch immer als Bauherr so entschieden hat. Risiken begleiten uns zwar im wahrsten Sinn des Wortes auf Schritt und Tritt, und ganz risikolos geht es auf Treppen vermutlich nicht zu. Die Alternative wäre ebenerdige Arbeitsstätten und Wohnhäuser, hier stürzt man wohl auch, aber deutlich weniger. Oder Aufzüge. Jedoch weiß man inzwischen aus der Unfallforschung, wieso Unfälle auf Treppen passieren, was man daraus lernen kann, und wie man Treppen und deren Umfeld so einrichtet, dass sie weniger ein dauerndes Risiko darstellen, sondern eher eine angenehme und sichere Fitness- und Trainingseinrichtung für ihre Benutzer.

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Ein exemplarischer Vorfall, bei dem so ziemlich alles falsch gemacht wurde, kann dazu helfen, alles richtig zu machen: In einer Gemeinde wurde in einer neuen Siedlung etwa um 1970 ein beliebter Bungalowtyp teilweise voll- anstatt teilunterkellert errichtet, die schmale Diele des Fertighauses gestattete nur einen Kellerzugang neben der WC- Türe. Unmittelbar hinter der in den Keller aufschlagenden Türe begann schon der erste Abstieg der Steiltreppe, die unten mit einem Betonpodest endete; die Türe war zwecks Abdichtung mit einer Bodenschwelle ausgestattet, und der Lichtschalter war nach der Türe. Nun wäre zu fragen, was man noch alles verkehrt machen darf, jedenfalls bei der Gebäudeplanung, dem Treppenzugang, der Treppe selbst, und dem Lichtschalter war das passiert. Möglicherweise führten eine unselige Verkettung von Billigbauweise und Bauherrenwünschen dann zu folgendem tragischen Ergebnis: In der Siedlung mit 13 Häusern stürzten innerhalb von 9 Jahren drei Bewohner in den Keller zu Tode*.

 

Heute wäre das nicht mehr möglich, denn die Baugesetze haben auf diese und ähnliche Vorfälle rasch und entschieden reagiert und genaue Regeln festgelegt, wie Zugänge zu Treppen sein müssen, wie steil eine Treppe sein darf, und wie das Umfeld beschaffen sein muss. Dennoch- auch die modernen Normen sind ein breiter Kompromiss zwischen dem Wunsch nach preiswertem Wohnraum, nach optimaler Raumnutzung, und zwischen ausgeprägten Bequemlichkeits- und Sicherheitsbedürfnissen. Wir raten unbedingt zu letzterem, im Sinne einer Treppenanlage, mit der man auch in den späten Jahren noch eine Freude hat, wenn die eigene Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit und Augenstärke vielleicht nicht mehr so sind, als zum Zeitpunkt einer Entscheidung über die Gestaltung des eigenen Hauses.

* Die Vorfälle sind dokumentiert und liegen dem Verfasser vor.

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